Heute möchte ich einen etwas persönlicheren Blogbeitrag verfassen und dabei die Frage aufwerfen: Ist Autismus eine Behinderung oder eine Krankheit? Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, da ich selbst betroffen bin und meine Gedanken und Erfahrungen dazu teilen möchte. Außerdem wird diese Frage immer wieder von Klient*innen und Patient*innen an mich herangetragen.
Was ist Autismus?
Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich in unterschiedlichen Ausprägungen zeigen kann. Menschen mit Autismus nehmen ihre Umwelt anders wahr und haben oft Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation. Die Betroffenen können sehr unterschiedlich sein, weshalb man auch von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) spricht. Dazu gehören beispielsweise das Asperger-Syndrom, frühkindlicher Autismus und atypischer Autismus. Ich hab zu diesem Thema eine Podcastfolge aufgenommen. Hör doch mal rein. Autismus leicht erklärt: Ein erster Einblick
Autismus: Behinderung oder Krankheit?
Um diese Frage zu klären, müssen wir uns zunächst einmal die Begriffe „Behinderung“ und „Krankheit“ genauer ansehen.
- Behinderung
- Eine Behinderung ist eine dauerhafte Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder seelischen Funktionen, die im Zusammenspiel mit Umweltfaktoren die Teilhabe einer Person am gesellschaftlichen Leben einschränken kann. In diesem Sinne kann Autismus als eine Behinderung betrachtet werden, da die Betroffenen in vielen Lebensbereichen aufgrund ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung und Kommunikation eingeschränkt sein können.
- Krankheit
- Eine Krankheit ist hingegen ein pathologischer Zustand, der durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden kann und in der Regel mit Symptomen und/oder Beeinträchtigungen einhergeht. Eine Krankheit kann temporär oder chronisch sein, und es gibt oft Behandlungsmöglichkeiten. Wenn wir Autismus als Krankheit betrachten, impliziert das, dass es eine „Heilung“ oder zumindest eine Behandlung geben sollte, um die Symptome zu lindern.
Meine persönliche Erfahrung
Als jemand, der selbst von Autismus betroffen ist, sehe ich es eher als eine Behinderung und nicht als eine Krankheit an. Ich glaube, dass meine Wahrnehmung und mein Denken einfach anders sind als die von Menschen ohne Autismus. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden damit, wer ich bin und wie ich die Welt sehe. Klar gibt es auch schwierige Momente, die viel besser ohne Autismus bewältigt werden könnten, aber ich mag die Diversität in unserer Gesellschaft.
Wenn auf einer Blumenwiese nur eine Art von Blumen stehen, ist das ganze langweilig. Erst durch die vielen unterschiedlichen Farben und Formen wird das ganze wunderschön. Und so empfinde ich auch für die Diversität unserer Menschheit.
Fazit
Ob man Autismus als Behinderung oder Krankheit betrachtet, hängt von der individuellen Perspektive ab. Für mich persönlich ist es eine Behinderung, die zwar Herausforderungen mit sich bringt, aber auch einzigartige Stärken und Qualitäten hervorbringt. Letztendlich ist es wichtig, dass wir ein besseres Verständnis und mehr Akzeptanz für Menschen mit Autismus in unserer Gesellschaft fördern. Anstatt uns auf die Unterscheidung zwischen Behinderung und Krankheit zu konzentrieren, sollten wir uns darauf fokussieren, die Lebensqualität und Inklusion von Menschen mit Autismus zu verbessern und ihre Fähigkeiten und Talente anzuerkennen.
Es ist unabdingbar, dass wir Bildung und Aufklärung rund um das Thema Autismus weiter fördern, um Vorurteile und Missverständnisse abzubauen. Jeder Mensch ist einzigartig und hat seine eigenen Stärken und Schwächen – unabhängig davon, ob er von Autismus betroffen ist oder nicht. Indem wir einander respektieren, unterstützen und aufeinander zugehen, können wir gemeinsam eine inklusive und tolerante Gesellschaft schaffen, in der jeder Mensch seinen Platz findet und wertgeschätzt wird.
Danke fürs Lesen und ich hoffe, dass meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema Autismus dazu beitragen können, das Bewusstsein und Verständnis für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zu erhöhen. Teil gerne deine eigenen Erfahrungen, Gedanken oder Fragen in den Kommentaren – ich freue mich darauf, mit dir in den Austausch zu treten!
Vielen Dank Frau Weavind
Sehr gerne. Ich hoffe, dass Sie einiges mitnehmen konnten.
Falls Sie Themenwünsche haben, gerne her damit 🙂
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