Zum Inhalt springen
Startseite » Blog » Skin Picking Disorder: Verstehen, Unterstützen und Verbessern

Skin Picking Disorder: Verstehen, Unterstützen und Verbessern

Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das in unserer Gesellschaft oft tabuisiert wird: die Skin Picking Disorder. Viele Menschen haben noch nie davon gehört oder wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. In diesem Blogpost werden wir die Störung genauer unter die Lupe nehmen, um ein besseres Verständnis zu entwickeln und Betroffenen sowie Angehörigen helfen zu können.

Was ist Skin Picking Disorder?

Skin Picking Disorder (SPD), auch Dermatillomanie genannt, ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene zwanghaft an ihrer Haut herumpulen, kratzen oder zupfen. Dies kann zu Hautverletzungen, Narben und sozialen Problemen führen, da die Betroffenen oft mit Scham und Isolation konfrontiert werden.
In meinem Beitrag zu Stimming: Wenn beruhigendes Verhalten zu Selbstverletzung führt, gehe ich auf den Bezug zu Autismus ein.

Ursachen der Erkrankung

Die genauen Ursachen der Skin Picking Disorder sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird jedoch angenommen, dass genetische Faktoren, neurobiologische Prozesse und Umweltauslöser eine Rolle spielen. Außerdem steht die Störung oft in Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen wie Autismus, Angststörungen, Depressionen oder Zwangsstörungen.

Wie erkennt man Skin Picking Disorder?

Einige Anzeichen von Skin Picking Disorder sind:

  • Wiederholtes, zwanghaftes Kratzen, Zupfen oder Knibbeln an der Haut, auch wenn dies zu Verletzungen führt
  • Anhaltender Drang, trotz negativer Folgen weiterzumachen
  • Versuche, das Verhalten zu stoppen oder zu reduzieren, die erfolglos bleiben
  • Bedeutender Leidensdruck oder Beeinträchtigung in verschiedenen Lebensbereichen (z. B. soziale, berufliche oder schulische Funktion)
Skin Picking Disorder Beispielfoto

Bewältigungsstrategien und Therapiemöglichkeiten

Es gibt verschiedene Therapieansätze, um Betroffenen bei der Bewältigung von Skin Picking Disorder zu helfen. Hier einige Beispiele:

  • Verhaltenstherapie: Fokussiert auf das Erlernen von Bewältigungsstrategien und das Aufdecken von Auslösern
  • Kognitive Therapie: Arbeitet an negativen Denkmustern und Selbstwertgefühl
  • Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Meditation oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und den Drang zum Picken zu reduzieren
  • Medikamente: In einigen Fällen können Antidepressiva oder andere Medikamente hilfreich sein

EMDR-Therapie bei Skin Picking Disorder: Eine vielversprechende Behandlungsmethode

Die Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)-Therapie ist eine psychotherapeutische Methode, die ursprünglich zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen entwickelt wurde. In den letzten Jahren wurde EMDR jedoch auch erfolgreich bei der Behandlung von anderen psychischen Störungen eingesetzt, darunter Angststörungen, Depressionen und Zwangsstörungen. Auch bei Skin Picking Disorder (SPD) zeigt die EMDR-Therapie vielversprechende Ergebnisse.

EMDR basiert auf der Idee, dass bestimmte Erinnerungen oder Ereignisse, die nicht vollständig verarbeitet wurden, psychische Störungen auslösen oder verstärken können. Die Therapie zielt darauf ab, diese belastenden Erinnerungen neu zu verarbeiten, indem schnelle Augenbewegungen oder andere bilaterale Stimulationen (z. B. abwechselnde Berührungen oder Töne) eingesetzt werden. Dadurch wird das Informationsverarbeitungssystem des Gehirns aktiviert, um die Erinnerungen und die damit verbundenen Emotionen zu verarbeiten und zu integrieren.

Bei Skin Picking Disorder kann die EMDR-Therapie auf verschiedene Weise helfen:

  1. Traumaverarbeitung: EMDR kann dazu beitragen, belastende Erinnerungen oder traumatische Ereignisse aufzuarbeiten, die möglicherweise zur Entstehung oder Aufrechterhaltung von SPD beigetragen haben.
  2. Reduzierung von Stress und Angst: Durch das Verarbeiten der belastenden Erinnerungen kann EMDR helfen, Stress und Angst abzubauen, die oft Auslöser für das Picken sind.
  3. Veränderung dysfunktionaler Glaubenssätze: EMDR kann dazu beitragen, negative Glaubenssätze und Selbstbildprobleme, die mit SPD verbunden sind, zu identifizieren und zu verändern. Dies kann das Selbstwertgefühl und die Selbstakzeptanz der Betroffenen fördern.
  4. Stärkung von Bewältigungsstrategien: Während der EMDR-Sitzungen werden Betroffene ermutigt, positive Bewältigungsstrategien zu entwickeln und zu stärken, um dem Drang zum Picken entgegenzuwirken.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit der EMDR-Therapie bei Skin Picking Disorder von verschiedenen Faktoren abhängt und individuell unterschiedlich ist. Ein erfahrener EMDR-Therapeut wird die Therapie an die Bedürfnisse des Einzelnen anpassen und gegebenenfalls mit anderen Therapieansätzen kombinieren. Wenn du oder jemand, den du kennst, unter SPD leidet und an EMDR interessiert ist, empfiehlt es sich, einen qualifizierten Therapeuten zu konsultieren, um mehr über diese Behandlungsmethode zu erfahren.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Das Wichtigste ist, Verständnis und Unterstützung für Betroffene zu zeigen. Informiere dich über die Erkrankung, biete ein offenes Ohr und sei geduldig. Hier sind einige Tipps, wie man Betroffene und Angehörige unterstützen kann:

  • Offene Kommunikation: Fördere einen offenen Dialog und zeige Verständnis für die Schwierigkeiten, die mit der Störung einhergehen.
  • Kein Schuldzuweisungen: Vermeide Vorwürfe oder Schuldzuweisungen, da dies den Betroffenen noch mehr unter Druck setzen kann.
  • Hilfe bei der Suche nach Therapie: Hilf bei der Suche nach geeigneten Therapeuten oder Selbsthilfegruppen in der Umgebung.
  • Gemeinsame Aktivitäten: Plane gemeinsame Aktivitäten, die helfen können, den Fokus von der Erkrankung abzulenken und ein Gefühl von Normalität und Zugehörigkeit zu vermitteln.

Zusammenfassung und Schlußwort

Skin Picking Disorder ist eine psychische Erkrankung, die für Betroffene und ihre Angehörigen eine Herausforderung darstellen kann. Mit Verständnis, Unterstützung und geeigneten Therapieansätzen können jedoch positive Veränderungen erreicht werden. Wichtig ist, das Thema zu enttabuisieren und offen darüber zu sprechen, um das Bewusstsein für die Störung zu erhöhen und Betroffenen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen viel Kraft, Mitgefühl und Verständnis im Umgang mit Skin Picking Disorder. Denkt immer daran: Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Gemeinsam können wir einen Unterschied machen und das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen verbessern.

2 Gedanken zu „Skin Picking Disorder: Verstehen, Unterstützen und Verbessern“

  1. Pingback: Stimming: Wenn beruhigendes Verhalten zu Selbstverletzung führt

  2. Pingback: Fachsprache Autismus: Hilfe! Was heißt das denn?!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert